Panda Lux: «Ja loooogisch, wollten wir!

Interview mit Panda Lux
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Promobild © Panda Lux

Interview von Rahel Inauen und Seraina Thuma

 

Interviews sind nicht immer leicht, manche Künstler sind nicht so gesprächig, oft bleiben nur wenige Minuten, um möglichst viel zu erfahren. Da sind Panda Lux völlig anders. Unkompliziert, locker und vielleicht noch vom Gig aufgedreht, haben sich Silvan und Samuel mit uns über Konzerte bzw. die Perspektive von der Bühne, Akzente in der deutschen Sprache, über die Hintergründe zum Song «Oben» und über das Gefühl, wenn man das Openair St. Gallen eröffnen darf, unterhalten.  

 

So, wie geht es euch?

Silvan: Wir sind mega glücklich jetzt, nach dem Gig, und sehr dankbar.

 

Wie war euer Auftritt?

Silvan: Der Wahnsinn! Im Voraus haben viele gesagt, dass sie kommen werden, also alle Kollegen und so. Aber dass dann so viele da sind – und die so mitmachen, das konnten wir uns wirklich nicht vorstellen.

 

Ein überwältigendes Gefühl?

Samuel: Jenseits. Ich habe noch nie so viele Leute an einem Konzert von uns gesehen. Das war mit Abstand das grösste Konzert, das wir bisher hatten.

 

Ihr seid selber von der Umgebung. Seid ihr selbst jeweils als Besucher am Openair St.Gallen?

Silvan: Ja, genau. Wir kommen von Rorschach am Bodensee und gehen seit acht Jahren an dieses Festival. Wir zelten jedes Jahr mit etwa 20 Kollegen und haben unsere eigene Zeltstadt – das ist immer ein «Tohuwabohu». Deshalb ist es auch so besonders, hier zu spielen: man kennt die Bühne so gut und hat so gute Momente erlebt bei Acts, die hier aufgetreten sind. Ja, das war der Hammer.

 

Ein Traum eigentlich, auf der Bühne «zu Hause» zu spielen …

Silvan: Ja mega! Weisst du, du hast diese Möglichkeit nicht so oft und deshalb haben wir es so genossen, hier aufzutreten.

 

Das glauben wir sofort. Ihr habt letztes Jahr auf der Startrampe gespielt. Bei einem Interview habt ihr zehn Jahre in die Zukunft geblickt. Erinnert ihr euch daran?

Silvan: Oh shit. War das bei rawk.ch? 

 

Ja, genau (alle lachen)

Silvan: Wir hatten letztes Jahr noch nicht so viele Interviews, deshalb weiss ich das noch.  

Ihr habt dort gesagt, ihr wollt nicht zu sehr spekulieren, aber es wäre schon mal genial, die Sitterbühne eröffnen zu dürfen. Jetzt, ein Jahr später, war es schon so weit.

  

(Silvan und Samuel lachen)

Silvan: Ja, als wir das letztes Jahr gesagt haben, konnten wir uns nicht vorstellen, dass es dieses Jahr bereits soweit sein sollte. Never! Irgendwann im Dezember kann dann die E-Mail «Hey ihr dürft die Sitterbühne eröffnen, wollt ihr zusagen?» - Ja loooogisch, wollten wir!

 

Logisch, können wir uns vorstellen. Wie ihr dazu gekommen seid, wäre gleich unsere nächste Frage gewesen …

 

Silvan: Also wir haben letztes Jahr hier gespielt, und wahrscheinlich hat Christoph Huber oder irgendjemand unseren Auftritt gesehen. Das lief dann über unsere Agentur. Aber ja, solche Dinge kommen meistens per E-Mail, manchmal auch Telefon. Früher haben wir alles selbst gemacht: E-Mails geschrieben mit unseren gmx-Adressen (alle lachen). Aber inzwischen haben wir Leute, die das für uns erledigen. Leute die an uns glauben, das Label und so weiter. Das ist mega toll, dass es auch als Team funktioniert.

 

 

Samuel: Ich habe noch nie so viele Leute an einem Konzert von uns gesehen. Das war mit Abstand das grösste Konzert, das wir bisher hatten.

 

 

Gibt es ein Festival, bei dem ihr lieben gerne auftreten würdet?

Silvan: Jaaaaaa, das Glastonbury (In England, Anm. der Red.). Das habe ich die Tage im Internet gestreamt – das ist jenseits. Mit deutscher Musik ist das natürlich schwierig, aber warum nicht? Und sonst in Deutschland… (schaut Samuel fragend an)

 

Samuel: Ja, das Southside Festival. Da war ich selbst schon oft und das ist absolut der Hammer.

 

Stichwort «Deutsche Musik»: euer Schriftdeutsch ist akzentfrei. Habt ihr deutsche Wurzeln?

 

Silvan: Danke (beide kichern). Ja, Samuel und ich haben deutsche Eltern. Sie leben seit 30 Jahren in der Schweiz. Wir sind hier geboren aber sprechen zu Hause Hochdeutsch. Das Interessante ist, dass die Deutschen sagen, dass man es hört, dass wir eben hier in der Schweiz aufgewachsen sind, wiederum die Schweizer sagen, dass wir akzentfrei sprechen. Also kurz gesagt: Für die Deutschen sprechen wir ein Schweizer Hochdeutsch und für die Schweizer sprechen wir akzentfrei. Aber es ist sowieso blöd, wenn du sagst «das ist so richtig, und das ist falsch» – aber ja, dass wir akzentfrei sprechen und singen ist natürlich unseren Eltern zu verdanken.

 

Könnt ihr euch vorstellen, einmal einen Song auf Schweizerdeutsch aufzunehmen oder ist vielleicht schon etwas in Planung?

 

Silvan: Nein, in Planung ist nichts. Weisst du, ich will nie etwas ausschliessen. Aber Deutsch ist für mich sehr naheliegend und ich fühle mich sehr wohl damit. Die zweite Wahl wäre Englisch – aber Schweizerdeutsch - warum nicht? Es gibt gute Beispiele, wo es funktioniert wie Patent Ochsner oder Hecht, die sind auch cool. Wir haben denselben Mischer wie Hecht, deshalb kennen wir sie auch gut und ja, eines Tages gibt es vielleicht einen Song auf Schweizerdeutsch.

 

Und Englisch könnt ihr euch auch vorstellen?

Silvan: Ja, könnten wir, aber mein Englisch ist viel zu schlecht dafür. 

 

Panda Lux am Openair St. Gallen 2016 (Fotos: Seraina Thuma)

 

Alles klar (alle lachen). Und jetzt, was habt ihr vor? Bleibt ihr im Sittertobel? Welche Acts schaut ihr euch an?

 

Silvan: Also das absolute Highlight ist Radiohead. Die sind nicht zu toppen, das ist der absolute Wahnsinn, dass die extra hier hin nach St.Gallen kommen an dieses Festival. Radiohead ist eine Band, die wir alle sehr cool finden. Ich glaube deshalb, dass wir uns diese alle anschauen.

 

Samuel: Casper sicher noch. Der hat da vorhin noch Tischfussball gespielt.

 

Silvan: Ja, Casper und Deichkind soll auch eine Riesenparty sein. Carribou spielt noch vor Radiohead, das ich auch sehr geil. Odesza ist auch noch.

 

Samuel: Sophie Hunger am Sonntag. 

 

Silvan: Genau. AnneMayKantereit …

 

Samuel: … Two Door Cinema Club …

 

Silvan: … Two Door Cinema Club, genau – warte, sind die heute?

 

Ja, die sind heute.

Samuel: Ja, die müssen wir auch noch schauen.

 

Da habt ihr noch was vor …

Silvan: Wir sind meega happy mit dem Line-up. Wir müssen zwar selbst noch schauen, für welchen Auftritt wir dann wirklich Zeit finden. Heute sind wir zum Beispiel seid 11 Uhr beschäftigt, hier und da an einem Interview und das ist echt crazy.

 

Aber das ist ein schöner Stress, oder?

Silvan: Ja, klar.

 

Samuel: Wir schauen auch hin und wieder, von wie vielen Leuten wir in der OASG-App als Favoriten markiert wurden. 

Silvan: Wir waren echt überrascht, wie viele Leute zum Auftritt kamen. Das liegt sicherlich auch daran, dass man uns momentan oft im Radio hört. Und irgendwie hat es jeder jedem erzählt.

 

Samuel: … und durch das, dass wir letztes Jahr schon hier waren und der Auftritt gut ankam …

 

Silvan: … ja genau, letztes Jahr hatten wir vielleicht 2000 vor der Bühne, heute vielleicht 5000, 10‘000 – ich kann das nicht wirklich einschätzen.

 

 

Silvan: Ja, du hast einen guten Blick von oben. Aber zum Beispiel wenn wir die Leute zum Mitklatschen animieren, dann fokussiere ich mich auf niemanden. Ich weiss überhaupt nicht, wo ich dann hinschaue.

 

 

Wenn du das gerade erwähnst; seht ihr die einzelnen Personen oder ist es einfach eine Menge, wenn ihr von der Bühne ins Publikum schaut?

 

Silvan: Beides. Ich habe sehr viele Kollegen, Kolleginnen entdeckt und auch meine WG-Mitbewohner. Die waren alle in den ersten fünf Reihen. Auch alte Freunde aus Rorschach oder auch meinen besten Freund habe ich sofort entdeckt. Der stach einfach aus der Menge, obwohl er irgendwo in der Menge war. Ich schaue diese Leute an und die lachen dann auch. Auch wenn die Bühne riesig ist: eine gewisse Nähe zum Publikum hast du trotzdem. 

Das kann man sich nicht wirklich vorstellen, wenn man das nicht selbst erlebt.

 

Silvan: Speziell ist auch, dass man so hoch oben ist. Ich dachte, das wäre alles ein bisschen näher.

 

Samuel: Stimmt, das ist krass. Durch die Höhe siehst du dann auch alles und jeden.

 

Silvan: Ja, du hast einen guten Blick von oben. Aber zum Beispiel wenn wir die Leute zum Mitklatschen animieren, dann fokussiere ich mich auf niemanden. Ich weiss überhaupt nicht, wo ich dann hinschaue.

 

Ihr zeltet dieses Wochenende hier unten?

Silvan: Ich habe kein Zelt hier. Samuel hat eines.

 

Samuel: Mein Zelt steht schon.  (alle lachen)

 

Komfort – in dem Fall hast du es nicht selbst aufgestellt?

Samuel: Nein, nicht selbst. Vielleicht zelten wir heute hier, aber wir hatten eigentlich vor, wach zu bleiben und am Morgen nach dem Feiern nach Hause zu gehen.

 

Das ist doch die richtige Einstellung für ein Openair.

(alle lachen)

Samuel: Genau, aber morgen bleibe ich sicher hier.

 

So, unsere letzte Frage. Was hat euch dazu bewogen, euren Song «oben» zu schreiben?

 

Silvan: Ich habe den Text geschrieben. Es ist mein ältester Text auf dem Album, welches bald erscheint. Den Text schrieb ich mit 17. Aber es ist einer von den besten Texten, die ich bisher geschrieben habe. Deshalb … naja, was war der Grund? Das ist eher ein inneres Gefühl. Der Song hat eine sehr lange Entstehungsgeschichte. Wir spielten ihn erstmals im 2012 und es ist lustig, da jetzt alle kommen und sagen «Hey, voll en geile Song!», und für uns ist der schon alt. Es ist echt crazy, wie etwas durch die Medien verbreitet werden kann. Da muss man auf dem Boden bleiben, denn den Song hatten wir schon Jahre zuvor, als es noch niemanden interessiert hat (lacht). 

Samuel: Aber live kam der Song schon immer gut an.

 

Silvan: Das stimmt. Deshalb ist daraus jetzt auch eine Single geworden. Der Text ist aus einer Grundstimmung entstanden: man will sich isolieren, man ist nicht ganz happy, mit dem, was man hat, obwohl man eigentlich sehr viel hat. In der Schweiz hat man sehr viel, wie zum Beispiel eine gute Ausbildung etc. In «Oben» geht es darum, dass man von sich selbst wegfliegt und trotzdem auf der Seite bleibt, du dir aber sagst: «du schaffst das, du schaffst das». Der Satz «Mal die Ruinen an» finde ich sehr schön … ich mag den Text wirklich und das ist nicht immer so. Einen Text schreibe ich immer aus einer Lebensphase heraus und dann finde ich ihn vielleicht drei Monate «wow» und es ist mein Lieblingstext. Wisst ihr, wir spielen ja Songs, welche drei Jahre alt sind. Das heisst, ich bin nicht mehr in dieser Phase. Dann singe ich den Song und fühle ihn vielleicht gar nicht mehr. Das ist dann so als ob du einen fremden – nein nicht fremden … aber du singst den Song einfach. Ich weiss nicht, ob die Leute das merken? (überlegt) Doch, ich glaube die Leute checken das. Deshalb kommt «oben» wahrscheinlich so gut an.

 

Das glauben wir auch, das ist bestimmt so, egal wie alt der Song ist.

Silvan und Samuel durcheinander: Ja genau, die Leute haben dieses Feingefühl. 

So das war’s, Danke euch für eure Zeit und noch viel Spass am Openair.

 

Panda Lux - «Oben»

 

 

Rahel Inauen / Di, 12. Jul 2016